“Nichts versteht man, aber manches fühlt man. Geschichten, die man versteht, sind nur schlecht erzählt.” (Bertolt Brecht)
„Die jungen Laien des Dortmunder Schauspiels finden erst einmal zu sich selbst. In einer Textcollage, in der wohl kein einziges Wort von Brecht ist, schreien sie sich die soziale Kälte aus der Seele. Sie rezitieren die Anforderungsprofile, die ihnen die Gesellschaft vorhält. Doch dann wühlt sich Baal aus einer chaotischen Bühnenbretterwelt hervor:
Nicht nur einer /eine ist Baal, viele Baale sind am Werk, jeder ist irgendwie und irgendwo Baal in dieser Fassung. Man gibt das Baal-Sein weiter an den nächsten, wie der Fackelläufer die Fackel weitergibt. Der jeweilige Baal ist erkennbar an einem gefräßig fiesen Watteleib, die Kostümierung von Lust und Gier. Am Ende des Reigens sind alle Baal.
Florence Adjidome trägt Baals Eingangsballade als Kabarett-Nummer vor der „eigentliche” Baal nur noch ein Theater im Theater? Auch in dieser Form geht der Geist, auch der alte Geist des Stücks nicht verloren. Das Brecht-Personal ist da, auch die Handlung wird dem Zuschauer sichtbar. So sagt „Baal” viel auch über diese Gegenwart.
Dabei spielen Laien. Die Akteure, das spürt man deutlich, übertragen Baals Lebensgier in Spieltrieb, in teils kaum gezügelte Theaterlust. Für letztere ist Eileen Berger ein herrliches Beispiel, sie scheint nichts mehr zu halten auf der Bühne Welt. Glück, vermittelt sie, das ist Theaterglück. (Die Spieler haben) sich den langen, kräftigen Schlussapplaus wahrlich verdient haben. Doch ohne Profis funktioniert ein Laienprojekt dieser Qualität nicht.“ (WAZ/WR, 26.10.09, Rainer Wanzelius)
Premiere: 23. Oktober 2009 im Studio, Schauspiel Dortmund
Es spielten: Florence Adjidome, Sophia Godau, Solveig-Freya Ostermann, Eileen Berger, Georg Antoniou, Marcel Böcker Burak Hoffmann, Martin Rademacher, Paul Seegers
Regie: Martina Droste und Thorsten Schlenger
Bühnenbild: Martin Beeretz Kostüm: Anna Hörling