“Der Hang zum Freitod ist keine Krankheit, von der man geheilt werden muss wie von den Masern. Der Freitod ist ein Privileg des Humanen.” (Jean Amery)

Rundum weiß ist das Studio. Weiß, wie die Landschaft, durch die Juli und August zum 600 Meter hohen Felsen Prekestolen in Norwegen stapfen, um sich in den Tod zu stürzen. Weiß, wie der Schnee des Lebens, in dem ein Mensch nur vergängliche Spuren hinterlässt. Es gibt keine Handlung, was in der Arbeit mit Laien mutig ist. Da ist nichts zum Festhalten, sondern nur Seelenleben, innere Wüste, schonungslose Gedanken.

Anfangs wirken die Jugendlichen befangen, doch zunehmend reißt sie der selbst erzeugte Sog mit: Sie verfallen in Schweigen, brechen dann aus durch Schreien, Gewalt. Die Veräußerlichung eines kämpfenden Geistes.

Immer wieder geht es um die Frage der Echtheit oder des Fake, suchen die Jugendlichen verzweifelt nach etwas Authentischem. Ein Thema, das auf vielen Ebenen angerissen wird – verbal, durch die schrillen Kostüme (Ariane Erbe) und die ständig laufende Kamera. Motive für den Selbstmord werden viele angedeutet, Varianten des Selbstmords durchgespielt.

Thorsten Schlenger hat eine bildstarke Umsetzung jugendlich heutigen Seins geschaffen flüchtig, grell, flackernd und schnell wie ein Videoclip, aber mit einem Bodensatz großer Sehnsucht und Lebensumarmung. Für den Zuschauer ist das herausfordernd in seiner Skizzenhaftigkeit. Aber die Laien reißen mit durch Leidenschaft und Emotionalität. Großer Applaus.  (WAZ/WR, 13.10.08, Nadine Albach)

Premiere : 10. Oktober 2008 im Studio, Schauspiel Dortmund

Es spielten: Stephanie Biesolt, Björn Boresch, Yasi Cetinkaya, Ahmet F. Kaya, Lisa Kreis, Ming Ling Lok, Dilan Sahin, Marvin Schink, Sven Voss

Gastspiele: Theater Oberhausen im Rahmen des Unruhfestival 2009

Auszeichnung beim 20. Bundestreffen Jugendclubs an Theatern am Theater junge Generation, Dresden

Regie: Thorsten Schlenger

Dramaturgie: Stefan Schröder Theaterpädagogik: Martina Droste

Bühnenbild: Martin Beeretz Kostüm: Ariane Erbe